Concerto
Wer diese Band versäumt, ist selber schuld!“ sagte Klaus Dickbauer anlässlich der Veröffentlichung von Ángela Tröndles Erstlings-CD „Dedication To A City“. In den zwei Jahren, die seither vergangen sind, hat die Sängerin und Komponistin mit ihrer Band Mosaik, aber auch durch außergewöhnliche Projekte im Grenzbereich Musik/Tanz/Lyrik/Performance Aufsehen erregt. Für die neue CD „Eleven Electric Elephants“ wurde Mosaik nun um ein Streichquartett verstärkt.
Es ist mit Sicherheit eines der frischesten und innovativsten Projekte des österreichischen Nu Jazz: Scheinbar mühelos erschafft Ángela Tröndle Musik, die zwar ihre lyrische Grundhaltung nie verleugnet, sich aber trotzdem oft zu großer Expressivität aufschwingt. Nicht nur die Noten stammen aus Tröndles Feder, auch die (englischen) Texte – falls sie nicht gerade ein Gedicht ihres Lieblingsautors Rainer Maria Rilke vertont oder sich von einem schwedischen Volkslied inspirieren lässt. Mosaik spielt auch auf der aktuellen CD in der Stammbesetzung mit Siegmar Brecher an den Holzblasinstrumenten, Valentin Czihak am Bass und Philipp Kopmajer am Schlagzeug; nur am Klavier hat es einen Wechsel von Stefan Heckel zu Michael Lagger gegeben. Man hört Mosaik an, dass es sich hier um eine „working band“ handelt: die schon auf der ersten CD typischen Melodieverschlingungen von Stimme und Saxofon sind noch um einiges ausgereifter, kräftige und bisweilen sehr groovige Ensemblepassagen lösen sich oft in Dialoge auf, sodass ein sehr variantenreiches und offenes Klangbild entsteht. Dass Ángela Tröndle es nicht nur ernsthaft, sondern auch ironisch kann, beweist sie mit dem Stück „The Tie Of The Tiger“, wo sie einiges aus ihrer Trickkiste zaubert – etwa rückwärts gesungene Sätze, illustrative Ethno-Einsprengsel und natürlich ein Zitat von „The Eye Of The Tiger“. Jazzquintett plus Streichquartett – Weit mehr als akustischer Aufputz ist das Streichquartett, das auf den meisten Tracks von „Eleven Electric Elephants“ mitwirkt. Es besteht aus Mitgliedern des 11-köpfigen Grazer Streicherensembles String Syndicate, dessen Repertoire von Jazz über Zeitgenössisches bis zum Tango reicht. Tröndle: „Die Vielfalt, die ein Streichinstrument an Klängen hervorbringen kann, fasziniert mich schon lange, und ich hatte mir zum Ziel gesetzt, ein möglichst breites Spektrum an Spielweisen und Sounds in die neuen Songs einzubauen. Mir war von Anfang an wichtig, dass das Streichquartett eine eigenständige Rolle spielt und nicht bloß eine zusätzliche Farbe im Hintergrund darstellt, was wiederum zur Folge hatte, dass ich sehr viel auskomponierte. Doch auch im Bereich Improvisation sind die vier Streicher sehr versiert; deshalb habe ich in den Kompositionen auch Platz für solistische Spots der Streicher eingebaut.“
Spätestens mit dieser CD beweist Ángela Tröndle ihren Status als ernst zu nehmende Komponistin, aber es ist auch wieder ihr erfrischend unaffektierter Gesangsstil, der die neuen Songs prägt. Da schlummert wohl noch einiges an kreativem Potential in der 26-Jährigen – was man am besten bei einem der viel zu seltenen Konzerte von Mosaik (siehe unten) nachvollziehen kann. „Eleven Electric Elephants“ ist eine rundum gelungene Produktion, die noch dazu mit der Kombination Jazzquintett plus Streichquartett originelle Klänge und Strukturen ermöglicht. Oder, in Tröndles eigenen Worten: „Die Flexibilität und die musikalische Intuition, die die vier Streicher mitbrachten, waren eine große Bereicherung, und ich bin sehr glücklich mit der Umsetzung dieses neuen Programms.“
Martin Schuster – Jan / Feb 2010