Concerto

Keine Ahnung, ob es sich um eine Koinzidenz handelt, dass sich nach der Schließung des traditionsreichen Café Drechsler an der Linken Wienzeile nun auch die gleichnamige Jazzformation aufgelöst hat. Aber Tatsache ist, dass sich das Trio während seines sechsjährigen Bestehens fast genauso zur Wiener Institution entwickelt hat wie das legendäre Kaffeehaus. Café Drechsler ist ab sofort Geschichte, in jeder Hinsicht.
Während der in Wien lebende Saxofonist und Bassklarinettist Ulrich Drechsler im letzten Jahr mit seinem Quartett-Album „Humans & Places“ auf sich aufmerksam gemacht hat – die ruhige, ganz auf Melodie besonnene Musik stieß bei Publikum und Kritik auf gleichermaßen positives Echo – zieht er mit „Fortune Cookie“ wieder ein Album aus der Tasche, welches ganz im Zeichen des Club-Groove-Jazz steht.
Schlicht und einfach „Drechsler“ nennt sich die neue Band. Wieder mit von der Partie ist Bassist Oliver Steger, nicht mehr dabei ist Schlagzeuger Alex Deutsch. Am Drumset sitzt jetzt Jörg Mikula, der etwas mehr Zurückhaltung walten lässt, jedoch rhythmisch nicht weniger beherzt agiert. Für abwechslungsreiche Turntable-Arbeit sorgt Zuzee, bekannt als Mitglied des DJ-Konsortiums „Waxolutionists“. Die Formation Drechsler bringt jedenfalls eine neue Klangfarbe in die DanceJazz-Szene. Das Konzept ist jenem von Café Drechsler sehr ähnlich. Warum auch nicht? Der Erfolg scheint vorprogrammiert. Und das sei den Männern vergönnt.
Sollten sich in den ehemaligen Räumlichkeiten des Café Drechsler im sechsten Bezirk nur einigermaßen vergleichbare Veränderungen vollziehen, ich wäre schon sehr zufrieden.

Esox – Jänner 2007

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