Brixner | 370

Vielstimmiger Dialog

Gutes Timing bewies das Quartett „Polykleitos Dialog“, kurz POL.D, bei ihrem Auftritt am 29. Oktober in der Dekadenz, denn es war die allerletzte Veranstaltung für einen vermutlich längeren Zeitraum. In diesem Wissen verfolgte das Publikum äußerst aufmerksam die vielfältige Klangwelt der erst 2017 gegründeten jungen Band, die sich kompromisslos dem modernen und zeitgenössischen Jazz widmet. Anspruch der Band ist es, auf innovative Art komplexe musikalische Welten zu betreten und dennoch großen Wert auf die Leichtigkeit der Instrumentalmusik zu legen. Heraushören konnte man interkulturelle Einflüsse aus dem Hip Hop oder der neuen Musik sowie experimentelle elektronische Musik und Elemente aus der indischen Rhythmuslehre. Die Mischung macht‘s! So wirkten Nummern wie „Ürsprung allen Ubels“ sehr ausführlich durchkomponiert, während Tracks wie „The origin of bad taste“ fast ausschließlich improvisiert waren. Bei „Bad im Proletenviertel“ hingegen wechselten sich rhythmische Modulation, Kompositionsfragmente und Improvisation kongenial ab. Die Musiker Tobias Vedovelli (bass), Mike Tiefenbacher (piano), Michael Prowaznik (drums) und Fabian Rucker (sax) führten mit Witz und vielen Anekdoten durch den Abend, der geprägt war von den verschiedenen Musikströmungen, die in einen vielstimmigen Dialog traten. Schade, dass dieser fürs Erste verstummt!

27.11.20 – mis

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