Concerto | 3
Der steirische Saxofonist und Hans-Koller-Preisträger Herwig Gradischnig hat nach fünfjährigem Frankreichaufenthalt wieder den Weg nach Österreich gefunden und gibt mit einem neuen Album gleich ein deutliches Lebenszeichen. Die CD heißt wie seine neue Band „Ghost Trio“. Den Namen hat Gradischnig in Anlehnung an das gleichnamige Theaterstück beziehungsweise Fernsehspiel von Samuel Beckett gewählt. Dieser wiederum hatte sich einst von Beethovens Fünftem Klaviertrio inspirieren lassen, welches aufgrund der gespenstisch anmutenden Tremolos im Largo auch als Geistertrio bezeichnet wurde. Zu ergründen, inwieweit Beethoven in der Musik Herwig Gradischnigs eine Rolle spielt, bleibt jedem Entdeckungswilligen unbenommen.
Tatsache ist, dass der Tenorsaxophonist für sein Trioprojekt zwei hierzulande momentan sehr gefragte Jazzer gewinnen konnte, nämlich den Kontrabassisten Matthias Pichler und den Schlagzeuger Klemens Marktl. Gradischnig und seine Mitstreiter wissen mit den Möglichkeiten und Gefahren, die ein harmonieinstrumentloses Lineup in sich birgt, grandios umzugehen. Formal beherrscht und diszipliniert bewegen sich die drei Protagonisten swingend zwischen improvisatorischer Freiheit und den Konventionen des Straight Ahead Jazz. Als Saxofonist gehört das langjährige Art-Orchester-Mitglied Herwig Gradischnig schon längst zur internationalen Topklasse.
Neben den Eigenkompositionen des Bandleaders und einem Stück aus der Feder von Klemens Marktl sind Interpretationen der zwei Standards „I should Care“ und „Nature Boy“ zu hören. Ein schönes Album. Und gar nicht zum Fürchten.
esox – Juni / Juli 08