Der Standard
Die musische Ader scheint in der Familie zu liegen. Bruder Johannes Tröndle ist dabei, sich als Literat sowie als Cellist und Soundelektroniker (im Duo Nörz) einen Namen zu machen. Und Ángela Tröndle kann ohne Umschweife als eines der wichtigsten Talente der österreichischen Jazzszene bezeichnet werden.
Nicht zuletzt, weil gebürtige Salzburgerin, seit kurzem in Wien wohnhaft, in ihren Projekten unterschiedliche kreative Adern synergetisch zu nützen versteht: Tröndle, die gemeinsam mit Saxofonist Siegmar Brecher auch zu den treibenden Kräften hinter der JazzWerkstatt Graz zählt, wurde als Pianistin u. a. von Altmeister Fritz Pauer, als Vokalistin von Laurie Antonioli, als Jazzkomponistin von Ed Partyka an der Grazer Kunstuniversität auf den Weg gebracht.
Im Zuge ihres 2010 veröffentlichten CD-Zweitlings Eleven Electric Elephants (Lotus), aufgenommen mit ihrem Quintett Mosaik und Streichquartett, bringt die 28-Jährige ihre Neigungen bis dato am überzeugendsten auf den Punkt: Tröndle, die hier auch als beachtenswerte Songwriterin hervortritt, versteht es, in Spannungsbögen zu denken und zugleich mit dramaturgischen Ideen zu überraschen. Fließende, groovende Bewegung zeichnet die süffige und doch elaborierte Musik aus, lässt die elf Stücke, die auf Rilke-Gedichten ebenso wie auf schwedischen Volksliedern und eigenen Sprachspielen und Texten basieren, als in einem Guss choreografierte Suite ihren Weg in die Gehörgänge finden.
Ihr selbstbewusstes Credo formuliert Ángela Tröndle im Song In-Fluence so: „Fighting further to achieve this boundless hill / my strength is strong and tough my will / I will increase / with confidence and ease.“ Schade, dass für das Jahr 2010 keine Hans-Koller-Preise vergeben werden!
Andreas Felber – 23.02.2011