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Verliebt in Wien – US-Sänger Kevin Mahogany live im Wiener Jazzland
Seine Karriere startete der 1958 in Kansas City geborene Kevin Mahogany bereits in zeiten, in denen der akustische Jazz von Fusion und elektronischen Sounds bedroht war. Das foche den in jeder Hinsicht schwergewichtigen Sänger nicht an. Er wollte sich nicht vorschnell den Moden opfern, sondern setzte schon lange vor der großen Retrowelle auf ewig gültige Standards. Egal ob Jazz, Blues, Samba oder Soul, er vergoldete alles mit seiner gutturalen Stimme.

eit Jahrzehnten ist er treuer Gast bei allen namhaften österreichischen Jazzfestivals. Noch länger ist er es im Wiener Jazzland. Axel Melhardts traditionsreichem Lokal kam nun die seltene Ehre zu, dass mit Mahogany ein US-Künstler ein „Live At The Jazzland“-Album aufnahm. „The Vienna Affair“ heißt es. Das Spezielle daran? Es ist voll mit Originalen Mahoganys. Dessen bisher geübte Diskretion bezüglich der eigenen Komponierfähigkeiten war, wie man jetzt erkennen kann, absolut unangebracht. Seine langjährige Praxis als Interpret hat ihm offenbar ein Gespür für delikate Dramaturgie antrainiert.
Das wunderbar träge groovende „Pretty Blue“ erzählt davon, dass es im Leben durchaus zwischenzeitliche Happy Ends geben kann und soll. Der resche Opener „Beautiful Fight“ erinnert an den rollenden Blues von Jimmy Witherspoon. Die Musiker, allesamt hiesige Größen, spielen mit viel Gusto. Martin Spitzer an der Gitarre soliert sich von einer Glückseligkeit in die andere, Schlagzeuger Mario Gonzi dämpft die Euphorie mit trockenen Beats. Erwin Schmidt charmiert mit rollenden Pianolicks, Joschi Schneeberger mit singenden Läufen auf dem Kontrabass. In „Sneak thief“ scattet Mahogany mit selten gewordener Gelassenheit, wirkt dabei wie eine geglückte Mischung aus Joe Williams und Billy Eckstine. Aus Trübsal wird Harmonie, aus Leid eine Art Seligkeit. Diese wunderliche Transformation ist altbekannt, doch staunt selbst der durch die Clubatmosphäre geselchte und gesurte Jazzfan jedes Mal aufs Neue, wenn sie sich Bahn bricht. In Mahoganys Liedern schimmern natürlich Facetten historischer Stile. Das tut ihrer Heutigkeit keinen Abbruch.

Besonders innig glückte der zart pulsierende „Tilly’s Waltz“, die ohne Worte auskommende Hommage an die Hausherrin des Jazzland. „Steamin‘ Greens“ tändelt mit einem James-Brown-Beat, und in „Joanne Julia“ schärmt er auf den Schwingen einer Melodie des Pianisten Kenny Barron. Bei jedem Hördurchgang sind neue Nuancen zu entdecken. Ein echter „Grower“ wie der Brite zu sagen pflegt.

Samir H. Köck – 05.06.2015

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