Jazzthetik

Sie sei eine „stabile, kreative Stütze der austriakischen Jazzszene“, heißt es im Pressetext. Nichts aber bereitet einen wirklich auf die Offenbarungen vor, die dieses Album bietet. Gina Schwarz spielt Kontrabass und hat u.a. bei Buster Williams und Cecil McBee studiert. Ihr Ensemble Pannonica, benannt nach der Monk-Ballade, ist zugleich eine Verneigung vor der Jazzmäzenin, der Monk das Stück gewidmet hat. Höchst exquisit instrumentiert ist diese Band, die aus einem Live-Projekt im Wiener Jazzclub Porgy & Bess entstand: drei Bläser, zwei Streicher, eine vierköpfige Rhythmusgruppe. Lorenz Raab an der Trompete dürfte der bekannteste Mitstreiter sein. Aus diesem Nonett macht Schwarz macht Schwarz eine Art Kammerjazzorchester, dessen Klangabenteuern man nur mit staunender Begeisterung folgen kann. Clevere Ostinatofiguren, prickelnde Melodielinien, bizarre Staccatoläufe, rockende Grooves und rhythmische Soundbilder verbinden sich in fantasievollen Schichtungen. Das ist tonal provokant und in jedem Augenblick originell. Das Album kommt als Doppelpack und verwöhnt uns mit über einem Dutzend Meisterstücke. Dazwischen gibt es kleine Solo- und Bandexperimente, freie, feine Improvisationen.
Pannonica ist ein Großwerk, ein Statement von Gewicht.
Schon jetzt eines der Alben des Jahres.

Hans-Jürgen Schaal – April 2020

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