Kulturwoche
„I went to buy a knife to look inside my life“, singt Vesselsky im Einstiegslied „The Knife“, das sogleich die Richtung des Albums vorgibt. Hier werden keine Gefühlsduseleien vorgegaukelt, und es wird auch nicht mit Gefühlen gespielt, sondern hier werden zutiefst persönliche Gefühlswelten ausgebreitet. Die Stimme geht bis an die Grenze der Wahrnehmung, bleibt dabei aber bei aller Fragilität der Lieder immer stabil, kraftvoll intensiv. „Parentheses of Antitheses“ ist ein Album wie ein Atemzug, Vesselsky begleitet sich selbst am Piano, David Hebenstreit spielt dazu die Violine (hie und da tauchen noch ein paar Gastmusiker an zusätzlichen Streichern, sowie Drums, Synths, Beats und Percussion auf), viel mehr braucht es auch nicht um den Liedern die notwendige Spannung zu verleihen. Hervorheben sollte man vielleicht die Lieder „Run“ und „The Night“ als Speerspitze dessen, was sich an Entdeckungswürdigen Songs auf diesem fast schon als sensationell zu bezeichnenden Debüt-Album befindet. Aufmerksam sollte man Vesselskys Texte hören, denn die Niederösterreicherin kann Geschichten erzählen und sie weiß um die Wirkkraft erster Textzeilen bestens Bescheid: „I watch the leaves falling – some are still green / I hear a voice calling for a change but everything is as it’s been a year ago“, singt sie z.B. in „Breathing“, aber okay, sie selbst lässt ja über ihre Webseite ausrichten, „Krisen? Nur her damit! Krisen sind der Ursprung meiner Kreativität – Krise, das bedeutet neue Schuhe und viele neue Songs!“ Und tatsächlich befindet sich mit „The Last Dance of the Red Shoes“ sogar ein Lied über Schuhe drauf. Die roten Schuhe lassen übrigens auch noch andere Assoziationen zu, passend zum Schlussgedanken: Wer die Musik von Kate Bush mag (z.B. „The Red Shoes“ von 1993, insbesondere aber ihr Album Aerial von 2005), wird „Parentheses of Antitheses“ von Irmie Vesselsky lieben.
Manfred Horak – 11. November 09