Künstler: Max Nagl (ss, as melodica), Herwig Gradischnig (ts, bs), Phil Yaeger (tb), Leo Skorupa (cl, bcl, ts), Oskar Aichinger (p), Clemens Wenger (synth, e-p, melodica), Martin Siewert (g), Beate Wiesinger (b), Herbert Pirker (dr)
Die zehnte Veröffentlichung von Handsemmel Records, dem kleinen, feinen Label für mundgeblasenenen Jazz, bietet Anlass, zurückzublicken und nach vorne zu schreiten. „The Mighty Roll“ ist die größte Semmel, die bislang in den Ofen geschoben wurde und leistet einen kleinen Beitrag, den eklatanten Mangel an Nonetten zu beheben. Gemeinsam mit dem Keyboarder und Projekt-Koordinator Clemens Wenger, von dem auch die meisten Kompositionen stammen, hat Label-Betreiber Klaus Nüchtern das Handsemmel Workestra versammelt. Zwei Drittel der Musiker waren schon an vorangegangenen Produktionen beteiligt, einige von ihnen – Max Nagl, Oskar Aichinger und Herwig Gradischnig – schon mehrfach, drei von ihnen sind Handsemmel-Neulinge. Alle zusammen aber dürfen als hervorragende kreative Köpfe gelten, als Angehörige von locker drei Generationen der heimischen Jazz-Szene, die sie entscheidend bereichert und geprägt haben.
In der mittlerweile siebzehnjährigen Geschichte des Labels – recht bald hat sich ein durchschnittlicher Veröffentlichungsrhythmus von zwanzig Monaten etabliert – ist „The Mighty Roll“ das erste Live-Album. Das Konzert fand im Rahmen des Jazzfest Wien am 3. Juli 2018 im Porgy & Bess statt und ist auf diese Weise ungeahnt und -gewollt zur akustischen Flaschenpost aus einer Ära geworden, in der sich Menschen noch spontan, zwang- und maskenlos in Klubs, Kinos oder wo auch immer zusammenfinden konnten. Der Titel von Oskar Aichingers Stück „valosn is just another word for nothing left to lose“ weckt rückblickend Assoziationen, auf die wir alle gerne verzichtet hätten. Bleibt zu hoffen, dass die Energie und Spielfreude, die unüberhörbar zum Ausdruck kommt, eines nicht allzu fernen Tages wieder so erlebt werden kann wie im Sommer von 2018.
Für den zehnten Handsemmel-Release hat sich Labelchef Klaus Nüchtern etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Er lud neun ausgewiesene Kreativköpfe der heimischen Jazzszene zu einem gemeinsamen Konzert ins Porgy & Bess, wo sie sie unter der Leitung von CLEMENS WENGER als HANDSEMMEL WORKESTRA den „mundgeblasenenen Jazz“ mit Leben erfüllen sollten. Herausgekommen ist an diesem Abend das bärenstarke Album „The Mighty Roll“ (Cracked Anegg), auf dem es den Klang des Jazz in einer ausgesprochen lässigen wie auch kunstvollen Art zu hören gibt.
Michael Ternai – 25.03.22
… mehr
Die Liner Notes sprechen augenzwinkernd „vom eklatanten Mangel an Nonetten“, des es zu beheben gelte.
Ein Nonett ist eine ganz spezielle Form des Jazz; es klingt nicht wie eine satte Big Band, aber auch nicht wie ein kleines, intimes Jazz-Trio. Es ist ein Mittelding zwischen einen Quartett und einer big Band. Es ist sehr variantenreich, man kann es wie eine klassische Swing-Band einsetzen oder wie ein erweitertes Quartett.
dop – März 2022
… mehr