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Kontrabassistin und Komponistin Gina Schwarz mit ihrem Ensemble-Opus, diesmal mit acht Mitspielern in der Gruppe Multiphonics 8. Nach dem Projekt Pannonica beweist sie auch mit dieser Gruppe, dass sie zu den progressivsten Künstlern der mitteleuropäischen Jazzszene gehört. Ihre originelle Verschmelzung von Jazz und zeitgenössischer klassischer Musik auf dem Album Way To Blue erreicht sogar imaginäre Höhen. Anstelle von Streichern spielen diesmal die Bläser die Hauptrolle, insbesondere die Klarinetten. Multiphonics 8 entstand dank des Multiphonics Festivals in Köln, wo Schwarz 2020 und 2021 Composer-in-Residence war. Im Juli 2020 starb ihr Vater, und am Tag nach der Beerdigung begann sie mit der Arbeit an der Musik, die sie ihrem Vater gewidmet hatte. Inspiriert wurde sie durch Geschichten aus ihrer und ihres Vaters Kindheit in den 1970er Jahren, die von den Liedern des britischen Singer-Songwriters Nick Drake (1948-1974) geprägt waren. Durch die beeindruckende Tiefe der Musik, voller verzweifelter Melancholie, zarter Hoffnung und Botschaft (z.B. in Liedern wie Time Piece, Way to Blue, Riverman, Blossom, Fruit Tree, Come Into the Garden und anderen) hat sie nicht nur den Tod eines geliebten Menschen verarbeitet, sondern auch einen ungemein reifen und stimmungsvollen Instrumentalzyklus als Hommage an einen brillanten, aber unglücklichen Schöpfer geschaffen, der unsere Welt zu früh verlassen hat. Das Rückgrat des Albums (mit 18 Titeln) bilden sieben Miniaturen, die nur Chat heißen und von 1-7 nummeriert sind. Wie der Titel schon sagt, handelt es sich dabei um frei improvisierte Gespräche zwischen der Kontrabassistin und jeweils einem ihrer Bandkollegen. Die anderen Stücke sind kunstvoll eingestreut und mit wunderbaren Solorefrains verziert. Sie sind gesättigt mit üppigen Klangfarben, minimalistischen Unterströmungen, einem Aufeinandertreffen von Melancholie und Traurigkeit mit Leidenschaft, Zärtlichkeit mit oft brutalen Ausdrücken. All dies erwartet den Hörer in Tracks wie Red Grapevine, Caveman, Blue Sunbean und Behind. Ein geradezu minimalistischer Vorstoß treibt Rabbit Trap voran. Sandy Tracks hingegen ist eine jazzrockige Frische, bei der es neben dem E-Gitarren-Solo nicht an Percussion-Eruptionen mangelt. Und die herausragenden klanglichen Leckerbissen sind die Stücke Choral (ebenfalls mit einem wunderbaren Kontrabass-Solo) und Long Ago mit seiner erstaunlichen Bassflöte. Das Album gipfelt in dem siebenminütigen balladesken Meisterwerk Looking for John, das meisterhaft zur Ekstase aufgebaut ist … Ein Meisterwerk!
Ján Hocek – 14.04.23
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