wienweb – angespielt

„10“ „Forms Of Plasticity“ – kurz FOP genannt – verbinden virtuose Jazz-Klänge, Elektro-Beats und TripHop-Elemente zu melodischen Song-Strukturen. Das hat sich auch nicht auf ihrem dritten Album geändert. Neu ist: die Wiener haben sich an ein Konzeptalbum herangewagt. „10“ hat die neuen Mitgliedsländer der EU – Lettland, Zypern, Polen, Slowakei, Litauen, Estland, Ungarn, Slowenien, Malta und die Tschechische Republik – zum Thema. Die Namen der Länder fungieren gleichzeitig als Titel der Stücke. Von einem politischen Album will Johannes Specht trotzdem nicht wissen. „10“ kann aber ruhig als politisches Statement betrachtet werden, räumt der Gitarrist ein. Seine Mitstreiter: Trompeter Lorenz Raab (Hans Koller-Price 2003, Solotrompeter der Wiener Volksoper), Bassist Oliver Steger (Cafe Drechsler) und Mike Breneis am Schlagzeug. Seit „10“ ist Waxolutionists-Turntable-Künstler Felix Bergleitner aka Bionic Kid fixer Bestandteil der Formation. Einziger Gast des Albums ist Sängerin Sandra Pires. Sie ist auf dem Track „Poland“ zu hören. Die neun anderen Stücke kommen ohne Gesang aus. Inspiriert von der EU-Erweiterung begeben sich die Musiker auf eine Reise – vom düster klingenden „Slovakia“ – B.Kiddies Nadel duelliert sich mit Raabs Trompeterlippen – über das funkige „Cyprus“, das Jazz-Rock-Einflüsse aufwartet, bis hin zum 13 Minuten langen Abschlusstrack „Czech Republic“ Der Sound kann als kompakt, vielseitig, virtuos und zeitlos beschrieben werden, lässt sich aber nicht – wie bereits auf den Vorgängeralbuen – in eine Schublade pressen. Zur Inspiration wurden unter anderem Web-Log-Eintragungen von Touristen herangezogen. Turntable-Künstler Bionic Kid entpuppt sich als echte Bereicherung, seine Scratch-Einlagen geben der konsequenten Format-Verweigerung den letzten Schliff. FOP bauen mit einer Vielfalt von Einflüssen Spannungen auf, ehe es dann wieder locker und entspannt weitergeht. So spricht „10“ Instinkt und Intellekt gleichsam an.

gs – 10/05

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