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Die Strottern (Wienerisch für Strauchdiebe), Klemens Lendl (Gesang, Violine, Viola) und David Müller (Gesang, Gitarre, Rhodes Piano, Harmonium), haben im kongenialen Autor Peter Ahorner (Rezitation, Gesang) die ideale Ergänzung gefunden. Für das aktuelle Doppelalbum haben sie die CD mea ois gean (mehr als gern) aus dem Jahr 2003 in Klosterneuburg neu aufgenommen und mit der Live Aufnahme von Peter Ahorners Wean du schlofst (Wien du schläfst) aus dem Theater Spittelberg in Wien kombiniert. Elf Wienerlieder hat Ahorner für mea ois gean geschrieben, Lendl und Müller haben die Musik dazu komponiert und gemeinsam mit Gästen wie Lucas Müller am Schlagwerk, Walther Soyka an der Knopfharmonika und der Sängerin Dorli Windhager aufgenommen. Die Strottern singen über die echte Liebe, Ziehharmonika, Gitarre, Harmonium und Viola begleiten das melancholische „wos si auszoid“ (was sich auszahlt), aber auch von Gicht geplagten Ex-Frauenhelden bei „so angetan“ oder von gescheiterten Beziehungen bei „olahaund“ (allerhand). Die musikalischen Arrangements sind meist einfach und stehen ganz im Dienst der Melancholie der Texte, doch das sarkastische „es ist alles eine frage“ kulminiert in einem bluesig jazzigen Finale mit Gitarre, Violine und Schlagwerk. Windhager von den Extremschrammeln singt die zweite Stimme bei „warat i du“ (wäre ich du) und Ahorner rezitiert bei „marienkäfa“ ein verwirrendes Gedicht.
Auf der zweiten CD singen Lendl und Müller einige Lieder und beschränken sich auf Violine und Gitarre, Ahorner rezitiert und singt 19 sarkastischen Texte über seine Heimatstadt. „wien ist eine freude“ im ¾ Takt mit Gitarre und gezupfter Violine, die „bedienungsanleitung für wien“ wird von kräftigen Lachern begleitet und wenn er „wean du schlofst“ rezitiert wird es still im Saal bis zur Pointe. Knopfharmonika, Violine und Gitarre spielen ein Blues Thema wenn Ahorner fragt „wo san die heldn“, die teilweise gereimten „shorties“ sind brillant und ernten Applaus und Lacher und der Kopfstoß von „zidane“ bei der WM 2006 wurde vom Trio schon zwei Tage danach beim Festival Summertimeblues in der Weinregion Gamlitz in der Steiermark kabarettisiert. Ahorners Poesie ist so wienerisch und delikat wie das gleichnamige Schnitzel, sie wärmt die Seele wie der Kaffee, berauscht wie die Vierterl beim Heurigen und hinterlässt beim Genuss ebenso einen Kater.

Adolf „gorhand“ Goriup – 06/2014

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