Der Standard – Rondo

Franz Koglmanns Musik hat – bei aller Vielfalt der Elemente und Farben – über die Jahe einen Stilcharakter entwickelt, der sowohl flinke Erkennbarkeit wie auch delikate Aura garantiert. Ein kühler, lakonischer Duktus gehört dazu wie auch eine abstrakte, nie süßliche Melodik. Zur Basis einer Verbindung von Cool Jazz und europäischer Moderne gesellt sich auch ein Pointenreichtum, der Koglmanns Stücken ironisch-melancholischen Charme verleiht.

Ein solcher Kosmos vermag sich in jedweder Besetzung zu entfalten. Es scheint allerdings doch Kleinstformen der Kammermusik vorbehalten, das Flair von Koglmanns präzisen Gedanken atmosphärisch zu verdichten. Auf der neuesten Einspielung G(ood)luck finden sich komponierte Belege dafür: Koglmann, diskret sinnierender Improvisator an Flügelhorn und Trompete, hat sich einen Trioraum erschrieben, in dem Mario Arcari (Englischhorn, Oboe) und Attila Pasztor (Cello) mitunter reichlich Entfaltungsräume abseits des Notierten finden.

Das Instrumentarium an sich garantiert abstrakte Eleganz. Die Absenz eines genuinen Harmonieinstrumentes setzt die kontrapunktischen Fantasien der Dreierrunde aber zusätzlich frei – in Richtung funktionsharmonischer Unbeschwertheit. Ja, klanglich „ausufernde“ Situationen können passieren; das Cello scheingt sich mitunter zu vibratoseligem Pathos auf. Nur punktuell allerdings. Es überwiegt in Summe die Intensität der improvisierenden Kommunikation innerhalb des Ausdrucksreduktionismus (etwa Gaslinis Blues All’Alba“ aus Las Notte (ebenfalls von Regisseur Michelangelo Antonioni) ist Opernreformer Christoph Willibald Gluck ein Thema – schließlich geht die Gründung dieses Trios auf einen Auftritt bei den Gluck-Opernfestspielen Nürnberg zurück.

An Stilkontrasten innerhalb einiger Stücke ist der Gluck-Bezug zu erkennen. Aber da ist auch mehr: herrlich melancholische Zeitspiele etwa bei A Metropolitan Affair, Die Reminiszenz an Johann Strauß.

Ljubisa Tosic – 04.11.15

0