Die Presse | Schaufenster 49

Der Versuch, den Augenblick festzuhalten, gehört zu den beliebtesten Verhaltensweisen des Menschentiers. Da spielt das Wissen um die Vergeblichkeit dieses Tuns keine Rolle. Derzeit scheint es eine neue Mode zu sein, legendäre Stücke, ja ganze Alben (siehe heuriges Jazzfestival Saalfelden, wo etwa Trompeter Dave Douglas Don Cherrys „Symphony For Improvisers“ interpretiert) neu einzuspielen.
Klaus Nüchterns Kleinlabel Handsemmel Records, das eben den sexy „Verein der Freunde und Freundinnen von Handsemmel Records“ ins Leben gerufen hat, begab sich mit „c.o.d.e.“ sehr ehrgeizig in die Fußstapfen von Eric Dolphy und Ornette Coleman. Die Ösis Wolfgang Reisinger und Max Nagl steigen da mit den US-Amerikanern Ken Vandermark und Clayton Thomas die steilen Wände edel patinierter Avantgarde hinauf. Die Musiker charmieren mit lyrischen wie reschen, jedenfalls immer wieder beängstigend wackelnden Tonleitern.

Samir H. Köck – Dezember 2008

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