Die Woche – Obersteiermark

Das Fagott ist jetzt nicht das klassische Musikinstrument für den Jazz. Üblich ist es auch nicht, dass sich eine Musikerin aus dem klassischen Metier nach der Improvisationskunst des Jazz sehnt. Verwunderlich ist es weiters nicht, dass es gerade die Mitterdorferin Maria Gstättner ist, die sich dem Unüblichen hingezogen fühlt. Mit den Musikern Stefan Heckel aus Graz (Akkordeon, Klavier) und Aziz Sahmaoui aus Marokko (Percussionist) hat Maria Gstättner kürzlich ihre erste CD „Lava“ auf den Markt geworfen. Von den Alpen bis zum Atlasgebirge, von der Steiermark bis nach Nordafrika. Die „Lava“-Musik ist ein visionäres Spiegelbild des Trios. Alle drei Musiker haben Kompositionen eingebracht. Mit sogenannter Weltmusik, dem ethnologischen, melodischen Auffrisieren von Jazz, ist die musikalische Ausrichtung des Trios treffend beschrieben. „Marokko an der Mürz“, so wurde in der Ö1-Sendung „Spielräume“ die CD vorgestellt. Obwohl Milan Turkovic, weltbekannter Fagottist, meint: „Alle wollen Musik in Kategorien verpacken. Bei Lava ist es so: Es ist einfach gute Musik. Keine Weltmusik, aber Musik, die auf der ganzen Welt verstanden wird.“
Maria Gstättner ist glücklich mit ihren „Lava-Boys“. Mit Stefan Heckel wollte sie immer schon ein gemeinsames Projekt machen. „Das Konzept habe ich dann auch gemeinsam mit Stefan Heckel auf die Beine gestellt“, sagt Gstättner. Aziz Sahmaoui hat Maria Gstättner bei einem Konzert der Wiener Festwochen kennengelernt. Der Marokkaner der in Paris lebt, hat auch in Joe Zawinuls „Syndicate“ mitgespielt.
Das Herantasten an den Jazz geschah bei Maria Gstättner nicht von heute auf morgen, es passiert stückweise. „Den Einstieg gab es für mich durch die Mitwirkung bei ,Studio dan‘. Jazz hat mich immer fasziniert. Ich trage eine Sehnsucht nach dem frei gespielten Ton in mir. Als Klassikmusikerin beinahe eine unerfüllte Sehnsucht“, sagt Maria Gstättner. Als Kind hat Maria Gstättner mit Geige begonnen. Mit zwölf Jahren hatte sie genug vom Streichen; ein Blasinstrument musste her; es wurde das Fagott. In der Schulzeit hat Maria Gstättner auch in der Trachtenkapelle Mitterdorf musiziert. Mittlerweile ist sie in Österreich eine anerkannte Fagottistin. Bis 2006 hatte sie ein fixes Engagement an der Grazer Oper. „Es hat mich in meiner Entwicklung eingeengt, man ist zu sehr Beamter.“ Jetzt steht sie musikalisch auf eigenen Beinen. Die Nachfrage nach der Fagottistin Maria Gstättner ist groß. Mit Engagements an der Wiener Staatsoper und bei den Wiener Philharmonikern verdient sie ihren Lebensunterhalt als Berufsmusikerin. Trotz des Ausfluges in die unendlichen Weiten der Jazzmusik, bleibt Maria Gstättner der klassischen Musik weiterhin treu. „Jazz ist das Hobby, die Klassik ist mein Beruf. Obwohl mein Klassikspiel vom improvisierten Spielen profitiert hat. Man kann auch in der klassischen Musik kreativer werden“, sagte Maria Gstättner. „Lava“ soll jedoch keine Eintagsfliege bleiben. „Für weitere Experimente bin ich immer zu haben“, sagte Maria Gstättner.

Markus Hackl – 01.07.2010

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