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Eines kann man nach dem Durchhören von „Woodclock“ definitiv sagen: Gina Schwarz macht ihrem Ruf, eine der herausragenden Vertreterinnen ihres Fachs zu sein, einmal mehr alle Ehre. Denn das, was die Bassistin, Komponistin und Bandleaderin und ihre Combo in den insgesamt acht Nummern des Albums musikalisch abliefern, kann man getrost als ganz großes Kino bezeichnen. Auf „Woodclock“ stimmt vom ersten bis zum letzten Ton einfach alles. Jede Idee, jede Melodieführung, jeder gesetzte Akzent, jeder auch noch so abrupte Wechsel oder wohlüberlegte Übergang in Stimmung oder Intensität, die innovative Soundarbeit, das Zusammenspiel der Akteure und, und, und. Die einzelnen Elemente fügen sich einfach perfekt zusammen und bilden in Summe ein richtig schön packendes Hörerlebnis moderner jazziger Note heraus.

Die gebürtige Niederösterreicherin und ihre kongenialen Kollegen Fabian Rucker (Saxofon, Bassklarinette), Benjamin Schatz (Piano, Keyboards) und Heimo Trixner (Gitarre) lassen – unterstützt und angetrieben vom grandiosen Spiel des renommierten amerikanischen Schlagzeugers Jim Black – im musikalischen Sinne quasi alles passieren. Irgendwelchen Einschränkungen in ihrem Tun – besonders hinsichtlich der stilistischen Ausrichtung der Musik, die sich als Sammelsurium aus den unterschiedlichsten Genres offenbart – unterwirft sich die Formation von Gina Schwarz erwartungsgemäß nicht eine Sekunde lang.

Daher tut sich in den Nummern des Quintetts viel, sogar unerhört viel. Und dennoch, das Geschehen wirkt in keiner Weise irgendwie zerfahren, es folgt einem erzählerischen roten Faden und verliert sich nie im Unüberschaubaren oder überbordend Kopflastigen. „Woodclock“ fließt richtiggehend, von fast schon rockigen Momenten über reduzierte und filigrane wie auch ordentlich noch vorne groovende Passagen bis hin zu waghalsigen experimentellen und freien Ausbrüchen und zurück. Hin und wieder treten auch ein wenig Funk und Swing hervor, was den ohnehin schon abwechslungsreichen Gesamtsound noch vielfältiger und lebendiger erscheinen lässt.

Mit „Woodclock“ setzen Gina Schwarz und ihre Truppe ganz eigene Maßstäbe. Die Bassistin setzt mit diesem neuen Album ein erneut mehr als nur dickes Ausrufezeichen, eines, das in der Szene und darüber hinaus auf keinen Fall unbemerkt bleiben wird. Jazz at it‘s best, modern, spannungsgeladen mitreißend und außergewöhnlich.

 

Michael Ternai – 24.05.16

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