Freistil | 34
Harriet Müller, die in Wien lebende Norwegerin, zeigt auf „Insomnia“ die Möglichkeiten des stimmungsvollen Sehnsuchtsgesangs überzeugend auf. Begleitet wird sie von der österreichischen Mundharmoniker-Legende Bertl Mayr, dem, feine Gitarrenlinien spielenden Heimo Trixner und dem Routinier Oliver Steger am Bass, mit seinem stupenden Gespür für die hellen und dunklen Seiten eines Songs. Ob man das mit einem Spritzer Folk versehenen Pop-Jazz oder Jazz-Chanson nennt, ist nur kleingeistiges Schubladendenken, damit völlig unwichtig. Wichtig ist es, die schönen samtenen Lieder mit den klingenden Frohbotschaften auf sich wirken zu lassen, als würde man den Text verstehen. Wohin die Reise bei der Sängerin vielleicht in den nächsten Projekten gehen könnte, ahnt man beim wunderbaren Folksong „Gje meg handa di, ven“. Da schwelgt die kontrollierte Stimme über imaginären Fjorden und schafft mit unspektakulärer Instrumentierung und subtilem Arrangement große Wirkung.
mitter – Nov/Dez 2010