Jazzpodium
Innerhalb des Pianotrio-Booms sind die Österreicher von Triotonic – Volkhard Iglseder, p; Oliver Steger, b, und Bernhard Wittgruber, dr – eindeutig näher an Tord Gustavsen als zum Beispiel an The Bad Plus. Sie lieben und zelebrieren das eher Reduzierte, Sangliche, Raum Lassende. Und sie machen dezidiert schöne, schüssige in sich ruhende Musik. Diese Betonung auf dem Kontemplativen hatte den Zugang des Trompeters Lorenz Raab bis dato nicht unbedingt bestimmt, wiewohl das Melodische eine seiner festen Konstanten ist. Viel beschäftigt, auch als Solotrompeter an der Wiener Volksoper, kann man ihn auf diversen Einspielungen je nachdem in der Nähe von Rock, Noise, Clubsounds, Elektronika, Meditativem, Impressionistischem und Großorchestralem finden. Genreknecht ist er ebenso wenig wie ein Kostümierungskünstler.
Erstrecht ist er keiner, der sich im Beliebigen verliert. Viel zu päzise und fintenreich ist sein Spiel. Wenn im globalen Chic die neuen Trompeter als maskuline Pendants zum inflationär präsenten femininen Jazzgesang auftreten, sollte man Lorenz Raab als starke Stimme nicht länger überhören. Erst recht nicht nach dieser sehr überzeugenden CD, auf der er durchgehend und zumeist sehr schwelgerisch das dunklere Flügelhorn spielt.
Es überwiegt eine Balladenstimmung, wobei gelegentlich durchaus das Tempo angezogen werden kann. In der Summe markiert das nicht nur einen auch in Österreich gelingenden Generationswechsel, sondern vor allem eine einnehmende, berückende Souveränität, die es nicht nötig hat, ins geschwätzig Blenderische wegzudriften. Weniger ist mehr.
Ulrich Steinmetzger – 02/09