Jazzpodium | 6
Könnte ich so schreiben, wie Andy Manndorff Gitarre spielt und komponiert, würde ich den Beruf wechseln und Dichter werden. Es hat tatsächlich schon was fast Unheimliches, wie dieser studierte Klassik- und Jazzgitarrist und Komponist (u. a. gar einer Oper!) mit der puren, unverstärkten Nylonstring-Gitarre umgeht, die durch diesen Österreicher wieder zur edlen, zeitlosen Konzertgitarre wird. Die Intensität, mit der sein Solospiel berührt, erinnert sehr an das des Kanadiers Brian Katz: Beider Spiel ist so präsent und fast körperlich erfühlbar, als kauere man mitten im Korpus, nur Millimeter unter den Saiten. Und was sie spielen, hat die Macht, zu Tränen zu rühren. Das ist Sologitarre in höchster Vollendung.
ln dieser sechssaitigen Büchse der „Pandora“ treffen nun in elf Stücken klassische Sensibilität und Komplexität auf äußerstes kompositorisches Raffinement; auf pure Poesie, auf hinreißend feinen klangästhetischen Sinn; auf die narrative Logik folkloristischer Themen wie in „Craving“ oder “ Big little man“; auf wunderbar virtuose Beherrschung von Zeit („Friendly drifter „, „While you were out „), Raum und Farben („Tailing the object of special preference „) und last not least auf fast die ganze Geschichte der Konzertgitarre wie etwa in „Universe loves chaos“ oder, mehr noch, im Titelstück oder auch in „This time I want to get there last „. „The Iure“ gehört in den klassischen Konzertsaal, „Say yes to the mess“ ist hochmoderne Spannung pur. Andys harmonische Kunstgriffe sind vollkommen. Und man hört und genießt seinen Anschlag und sein überaus subtiles Spiel mit Akkorden oder Akkordsplittern wie in „Tailing … „,wie man es noch nie gehört zu haben meint.
Siehe oben: Dies ist Sologitarre in höchster Vollendung.
Alexander Schmitz – Juni 2017