Jazzzeit | 75
Das Verhältnis der Strottern zum Wienerlied dürfte ein ähnliches sein, wie das vieler (Wahl-) Wiener zur Bundeshauptstadt. Mit dem ursprünglich als Titelstück vorgesehenen „Linz“ sollte eine Distanz zu Wien und seinem typischen Liedgut geschaffen werden, in ihrer Hassliebe können die Oberösterreicher dem eigenwilligen Charme dieser Stadt aber nicht entfliehen. Zwar fällt die Musik von Klemens Lendl (vl, voc), David Müller (g, voc) mehr melancholisch als grantelnd aus, und wenn hier und da dezente E-Gitarrenklänge ertönen oder gestandene Jazzer als Gäste zugegen sind, wird klar, dass die musikalische Sensibilität der Strottern ebenso ausgeprägt ist wie der Hang zur sorgsamen Wortwahl. Ungeachtet dessen lassen sie es sich nicht nehmen, mit „Grüß Gott, ich bin das Wienerlied“ zur Verteidigung des vielgeschundenen Genres anzutreten: „Glauben’s nur weil Sie saufen, dürfen’s mich schon zitieren?“. Bei den Strottern ist die Tradition in guten Händen.
gan – 11-12/08