Kulturservice Steiermark – ARTfaces
Für Angela Tröndle war das vergangene Jahr das schlechteste nicht. Der mit 5.000 Euro versüßte Jahrespreis für Musik des Landes Salzburg, der Vorschlag für die Ö1-Talentebörse durch die Kunstuniversität Graz, der erste Platz ihrer CD „Dedication to a City“ im jährlichen Ranking des Steiermark-„Falter“ und nicht zuletzt auch unsere wohl überlegte Auswahl der jungen Jazzsängerin für die vorliegende Galerie der Hoffnungen unter den steirischen Künstlerinnen und Künstlern sollte ein Beweis für ihr Talent und ihr kreatives Potenzial sein. Haben wir steirische Künstlerin gesagt? Angela Tröndle ist zwar in Salzburg geboren – am 7. Jänner 1983 wollte es so sein -, aber die neugierige Person mit dem unruhigen Geist war eigentlich schon immer irgendwie Grazerin. Zumal ihre Mutter aus der steirischen Landeshauptstadt stammt und auch sie selbst vor ihrem Studienbeginn schon sehr oft in der Murmetropole verweilte. Und: Sie wollte immer schon nach Graz. Dorthin, wo sie sich in einer lebendigen Studentenstadt so ganz nach ihrem Geschmack heute sehr wohl fühlt.
Müßig zu erwähnen, dass ein so offenes und wissbegieriges Wesen wie Angela Tröndle schnell zu einem festen Bestandteil der Grazer Jazzszene wurde, was allein schon ihre steirische Zugehörigkeit legitimiert. Ihre von musikalischer Neugier gelenkte Umtriebigkeit, ihre stimmliche Präsenz und ihr Engagement in der hiesigen Jazzszene hat der recht selbstbewussten Dame in kürzester Zeit einen Namen verschafft, der sich auch schon bis nach Wien herumgesprochen hat. Sie ist also eine steirische Jazzmusikerin. Punkt. Wenn sie uns nur nicht irgendwann einmal nach New York abhanden kommt. Denn auch dort hat sie während ihres zwischenzeitlichen Studienaufenthaltes im Herbst 2006 so viele musikalische Bekanntschaften gemacht und Erkenntnisse gewonnen und sich so zu Hause gefühlt, dass sie ihrer vor kurzem erschienenen ersten CD gleich den eingangs erwähnten Titel überstülpen musste. Na ja, da könnte Graz nicht mithalten, wenngleich Missis Tröndle auch in der Murmetropole – heimliche Jazzhauptstadt Österreichs hin oder her – bislang die Gelegenheit hatte, mondäne Jazzluft zu schnuppern und bei international so hofierten Gesangsgrößen wie Jon Hendricks, Bobby McFerrin, Theo Bleckman, Peter Eldridge oder Lauren Newton diverse Masterclasses oder Workshops zu belegen. Einmal abgesehen davon, dass sie ja auch bei ihrem Studium an der Jazzabteilung der Grazer Kunstuniversität Professoren hat, die international von Rang und Namen sind: Bei der Sängerin Laurie Antonioli hat sie den Bachelor gemacht, und zur Zeit studiert sie Gesang bei Dena DeRose und Komposition bei Ed Partyka. Alles richtige Jazz-Cats also. „Singen war immer schon präsent und die normalste Sache des Lebens“, plaudert die gesellige Gesprächspartnerin aus ihrer Salzburger Familiengeschichte, in der Vater und Mutter als versierte Musiker an Bratsche und Cello vorkommen. Erst in den letzten Jahren kam bei Jung-Angela auch das Komponieren dazu. Immer mehr und mehr drängten sich musikalische Ideen auf, die niedergeschrieben werden wollten. Bis es sie manchmal geradezu gefangen nahm. So warten etwa auch noch kiloweise Notizen aus New York auf ihre Verwirklichung. Komponieren ist also zu ihrem zentralen Aktionsfeld geworden, und aus der Jazzsängerin wurde eine ganze Jazzmusikerin. Wie es in der Ganzheitslehre des Jazz geschrieben steht.
Selbstredend, dass auch die Songs für ihre fünfköpfige Band Mosaik aus eigener Feder stammen. Nicht ohne Texte aus der eigenen lyrischen Ader natürlich, sofern nicht ihr Lieblingsdichter Rainer Maria Rilke zwischendurch einmal zur Stelle ist. Damit ist Mosaik drauf und dran, die Steiermark nach außen zu vertreten. Vorerst noch in der österreichischen Bundesliga, aber Angela Tröndle ist mit jenem kreativen Tatendrang und nötigen handwerklichen Rüstzeug ausgestattet, um den Sprung darüber hinaus zu schaffen. Wir werden hören.
Otmar Klammer – Jänner 2008