mica – www.mica.at

Sie machen Gypsy Jazz Groove, der jedem unter die Haut fährt wie Pfeffer und die Füße zum Tanzen bringt wie Zimt. Scharf wie Chili und voller guter Laune wie Vanille: Die Gewürztraminer kann man gar nicht mit genug Gewürzen vergleichen. Die gut abgestimmte Gewürzmischung besteht aus Gidon Oechsner (Gitarre, Gesang), Marco Filippovits (Gitarre, Gesang), Julian Wohlmuth (Gitarre), Atanas Dinovski (Akkordeon), Daniel Schober (Kontrabass) und Daniel Neuhauser (Drums). Als Inspiration immer die von Django Reinhardt gegründete Form des Swing im Hinterkopf, haben die sechs ihren ganz eigenen Sound gefunden.
„Doch es gibt ein Problem. Es ist Tanzverbot“ – Tanzverbot? Ganz klarer Fall von Prohibition. Und was macht man in einer solchen Situation? Die Regeln brechen und das eine tun, das eigentlich verboten ist: tanzen, bis der Morgen graut. Genau dieses Feeling vermitteln die Gewürztraminer in ihrem neuesten Werk, vor allem der Titelsong, der davon handelt, dass man sich herausputzt und endlich alles passt, um es krachen zu lassen, und dann dieses Verbot – welches natürlich gebrochen wird – herrscht. Mit sich wiegenden und hüpfenden Akkordeon-/Gitarren-Melodien und groovigen Drums hebt das Sextett die Laune seines Publikums bis ins Unendliche – man schwebt über den Wolken und singt aus vollem Hals mit: „Es ist Tanzverbot!“ Ähnlich ansteckend, aber nicht so aufgeweckt wie der Titelsong ist „In dieser Stadt“: Mit lieblichen Akkordeonmelodien und Untermalung der Gitarren beginnt der Track zwar recht ruhig, wird aber im Lauf der Zeit etwas schneller, wobei er nichts von seiner entspannten Beschwingtheit verliert.

Nicht jedes der Lieder ist auch mit Vocals: „Trpanj Struck“ ist rein instrumental, aber dabei nicht minder tanzbar. Akkordeon und Gitarren spielen kräftig auf, bedienen sich dabei mal mehr, mal weniger orientalischer bzw. östlicher Melodien und zwingen ihre ZuhörerInnen zum Tanzen. Die Lyrics in den übrigen Liedern sind übrigens immer voller Witz und ein totaler Ohrwurm. Man kann nicht wirklich sagen, dass gesungen wird, es ist eher etwas zwischen Singen und Rufen, aber das macht nichts, denn es passt wunderbar zur Musik und ist perfekt zum Mitsingen (Mitrufen).  Einer der ruhigsten Songs ist „Deja Vu“, die vorletzte Nummer des Albums. Eine Gitarre spielt eine wunderschöne Musik, nach und nach steigt die zweite ein und das Akkordeon hält sich eher im Hintergrund. Es ist sozusagen das Abklingen der Tanzwut, als würde man um vier Uhr früh nach einer durchtanzten Nacht in die erste Bim steigen und die aufgehende Sonne beobachten, während man ermüdet, aber glücklich heimfährt.Die Gewürztraminer beweisen mit diesem Werk, dass sie nicht nur als Trio, sondern auch als Sextett wunderbar funktionieren und sie jegliche Art von Tanzwut beherrschen und kontrollieren können. Am 10. November 2016 kann man sich auf der Release-Party des Albums im Chelsea in Wien selbst ein Bild von der Band machen und sich die Füße von den Beinen tanzen.

Antonia Seierl – 19.10.2016

 

0