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Eine enorm abwechslungsreiche, stimmungsvolle wie sinnliche Reise durch die unterschiedlichsten Musikwelten und -traditionen ist es geworden, das Debütalbum „Insomnia“ (Cracked Anegg) von Harriet Müller-Tyl. Unterstützt von Oliver Steger (Bass), Heimo Trixner (Gitarre) und Bertl Mayer (Mundharmonika) liefert die aus Norwegen stammende und in Wien lebende Sängerin zwölf von allerschönsten Melodien getragene Songs ab, denen eine ganz eigene und hierzulande selten gehörte warme Klangsprache mit sanften Zwischentönen eigen ist.
Es bedarf nicht immer opulenter Arrangements, großer musikalischer Gesten oder spielerischer Virtuosität, um mit Liedern beim Hörer Emotionen oder Gefühle zu erwecken. Oftmals entfaltet genau ein solchem Zugang entgegengesetzter Ansatz eine viel größere Wirkung. „Insomnia“ ist ein gutes Beispiel für Musik, die vor allem durch elegante Zurückhaltung und noble Entspanntheit punktet. Ganz nach dem Motto „weniger ist mehr“ hüllen die seit Anfang der neunziger Jahre in Wien lebende norwegische Sängerin Harriet Müller-Tyl und ihre Kollegen Oliver Steger, Heimo Trixner und Bertl Mayer die musikalischen Ideen in ein instrumental sehr reduziert gehaltenes Klangkostüm, das getragen von der ungemein zerbrechlichen, glasklaren gleichzeitig aber auch sehr kraftvollen Stimme der Sängerin, seine berührende Wirkung besonders in den stillen Momenten entfaltet.
Schnell wird hörbar, dass hier vier sind MusikerInnen am Werken sind, die ihr Handwerk perfekt beherrschen und mehr noch, immense Kreativität mitbringen. Irgendwo zwischen den Polen Jazz, Songwriting und leichten Popanleihen agierend, lassen Harriet Müller-Tyl und ihre Kollegen wunderbar abwechslungsreiche, atmosphärisch dichte zugleich aber auch locker beschwingt klingende Stücke entstehen, welche sich schon nach erstmaligem Hörgenuss erschließen. Songs wie der Opener „Sommermatt“, der Titeltrack „Insomnia“ oder „Stjernesmil“ laden schlicht und einfach nur zum Zurücklehen und sich Fallenlassen ein. Liebhaber spannungsgeladener, experimenteller und sich langsam aufbauender Stücke kommen etwa bei „Flora“ und „Can you see it“ auf ihre Kosten. Ganz nah am Pop, bevor es in Richtung Jazz geht, verläuft der Track „As I lay me down“.
Mit „Insomnia“ ist der Norwegerin und ihren Kollegen ein wirklich starkes Stück Musik gelungen. Die Songs verlieren auch nach mehreren Durchläufen nichts an ihrem Reiz und offenbaren bei jedem Mal neue Überraschungen und Geheimnisse. Das Album ist einfach ein Muss für jeden Liebhaber anspruchsvoller Klänge. Das nächste Mal live auf der Bühne zu sehen sein wird das Harriet Quartet am 18. November im Wiener Lokal Cenario.
Michael Ternai – 02.11.2010