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„Die nach Verwertbarem Suchenden“ („wienerindianisch“ für „Strottern“) warten mit neuen Tonträgern auf, und zwar gleich im Doppellpack. Zum einen hat das wohlbekannte Neues Wienerlied bringende Akustik Duo, bestehend aus dem Klosterneuburger David Müller (Gesang, Gitarre) und dem Wiener Klemens Lendl (Gesang, Geige) das am 29. November 2003 erschienene und mittlerweile vergriffene Album „mea ois gern“ wieder aufgenommen und damit nicht genug auch einen Live Mitschnitt des Sommers 2013, aufgenommen im Theater am Spittelberg, dazuserviert. Name: „wean du schlofst“.
Auf dem erneuerten „mea ois gern“ finden sich, gewohnt gut gespielt, die 10 Titel nach alter Manier bez. Arrangements, plus der Titel „Marienkäfer“ in neuem Gewande, nebst den namhaften Gästen von damals: „Dorli“ Windhager, Walther Soyka und Lucas Müller. Die Texte stammen von Peter Ahorner.
Was die Formation in sich von je her auszeichnet meiner Meinung nach, sind nicht nur die, den Text besonders zum Wirken bringenden, wohldosierten Instrumenteneinsätze, nicht nur live sondern auch im Studio, wo man ja „alles verbrechen könnte, wenn man wollte“, sondern die stimmliche Einheit der beiden Protagonisten Lendl und Müller. Selbst die Gäste, wenn sie gesanglich zum Vorschein treten, bzw. Peter Ahorner klingen so, als kämen sie aus demselben Guss, so ähnlich wie man es von den drei STSlern kennt und bewundert.
Besonders Doris Windhager beherrscht die Kunst des Duettsingens „blendend“ und doch nicht im Sinne von „blending“ (Verschmelzen der Stimmen zu einem Sound), nicht nur in den Phrasierungen, sondern in der Art, wie sie den Wiener Dialekt betont, formt und singt mit einer sehr feinen Wahrnehmung für Details. Wenn diese großartige Künstlerin ihre Stimme erhebt in einem Ensemble, dann übernimmt sie beim „Duettln“ nicht die Rolle der „zweiten“ Stimme, die der Harmonie-Entstehung zweckt, sondern bildet klanglich in Augenhöhe mit der Melodiestimme eine musikalische Partnerschaft, ohne sich in den Vordergrund oder die (weil Frauenstimme) Opposition zu spielen. Dennoch büßt Doris Windhager nichts an Individualität ein, ich finde das sehr bemerkenswert. Es passt u.a. auch zu der Art der Strottern.
CD 2, „wean du schlofst“ ist besonders getragen vom Texter Peter Ahorner, der rezitiert und singt und die Strottern musikalisch das Ihre zu tun. Es handelt sich, wie bereits erwähnt, um einen (gut gemischten) Live-Mitschnitt. Kurz: Gelesenes, Vorgetragenes, Erzähltes, Gesungen-und Gespieltes. Tiefschwarzer Humor, wie man ihn von der Stadt wo der Tod zuhause ist, gewohnt ist und mag, ur böse und sehr lustig!
Ein Vorgeschmack findet sich auf der Cracked Anegg Website, auf dessen Label die silbrigen Platten herausgekommen sind. V.a. das Programm des zweiten Albums ist nichts für Memen und wer noch keinen gesunden Humor hat, kann ihn sich beim Hören dieser Scheibe einfangen.
Alexandra Leitner – 14.02.2014