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Mit einer ganz feinen Doppel-CD beglücken dieser Tage der österreichische Pianist und Komponist Hannes Löschel und seine Stadtkapelle ihre Fans. Sie beinhaltet zum einen die Neuauflage der einst hochgelobten und 2006 erschienenen CD „Herz.Bruch.Stück“, sowie unter dem Titel „Im Wirtshaus“, auf welcher Klemens Lendl (Die Strottern) Lieder von Franz Schubert singt, eine Sammlung bislang noch unveröffentlichter Aufnahmen. Was geboten wird, sind abermals von Hannes Löschel eigenwillig charmant interpretierte und neu bearbeitete Wiener Volkslieder, die in ein neues Klanggewand gehüllt, einem zeitgenössischen Kontext zugeführt werden.
Wer Hannes Löschels Schaffen kennt, der weiß, dieser Mann macht keine halben Sachen. Wenn schon ein Stück herhalten muss, sich einer Veränderung hinzugeben, dann soll diese auch so kunstvoll wie möglich vonstattengehen. Schon auf der ersten Veröffentlichung der Stadtkapelle „Herz.Bruch.Stück“ hat der Pianist und Komponist alle Register seines Könnens gezogen, um den Liedern und Zitaten von Lehar und Schubert, sowie den alten Wiener Volksliedern ein ihnen würdiges Klangkostüm zu schneidern. In tiefer und respektvoller Verbeugung vor diesen an die Sache herangehend, führte Hannes Löschel die Originale durch die verschiedensten musikalischen Welten, versetzte sie mit Elementen des modernen Wienerlieds, des Jazz und der Improvisation und formte aus diesen letztlich sehr vielschichtige, durchdacht arrangierte und in vielen Farben schimmernde Klangperlen mit einer Neigung hin zum Kunstlied.
Ähnlich stellt sich die musikalische Ausrichtung auf der CD mit dem Titel „Im Wirtshaus“ dar, welches vorwiegend bislang noch unveröffentlichtes Material beinhaltet. Mehr noch als in der Vergangenheit, schwingt in den von Klemens Lendl und dem Pianisten selbst in grandioser Form vorgetragenen Liedern eine eindringlich melancholische Note mit, die vom ersten Moment an viel Stimmung erzeugt. Nicht in der alten Klangsprache verharrend, bricht Hannes Löschel abermals mit allen vermeintlichen musikalischen Konventionen und spannt den stilistischen Bogen noch weiter. Vom Walzer über den Jazz, die Improvisation und die Klassik bis hin zu Anleihen aus dem Rock reicht das Spektrum, aus welchem er seine klanglichen Ingredienzen bezieht. Er haucht gemeinsam mit seinem hochklassig besetzten Ensemble den erwählten Stücken und seinen Eigenkompositionen Leben ein, indem er sie einer vielschichtigen Klangsprache zuführt, einer, die trotz aller Komplexität, dennoch immer zugänglich bleibt.
Michael Ternai – 06.12.2012