Online Music Magazin | www.omm.de
Sie mochten schon immer Art Farmer und Clark Terry? Sie haben sich „Homecoming“ von Triotonic gekauft, nachdem Sie die Kritik zur CD in den Musenblättern oder im OMM gelesen hatten? Sie möchten nun die ganze Packung? Voila! „Triotonic meets Lorenz Raab“ heißt der Code und „The Colour Of Four“ Ihr Wunschziel.
Das Trio um den Pianisten Volkhard Iglseder hat für das aktuelle Album aufgerüstet, genauer: den Flügelhorn-Virtuosen Lorenz Raab dazugeholt und damit einen großartigen Coup gelandet. In zehn Stücken aus gemeinschaftlicher Produktion entrollt das Quartett für eine knappe Stunde einen weichen Teppich, auf dem es sich vorzüglich wandeln läßt. „new beginning“ heißt der Opener beziehungsreich – und so ist es ja auch, man könnte sich denken, daß hier aus einem Trio auf längere Sicht tatsächlich ein Quartett werden könnte. Aber das ist lediglich der Wunsch des Hörers. Lorenz Raab bringt sich sanft ein, sein Flügelhorn betreibt gekonnt Understatement, Oliver Stegers Kontrabaß tritt in einen dezenten Dialog auf „Ohrenhöhe“ ein. Vielversprechend. Und was versprochen wird, wird auch gehalten.
In „three“ (das ja eigentlich two ist) kann sich das Flügelhorn mit begleitenden Akzenten von Iglseders Klavier an der Leitlinie des kultivierten Schlagzeugs orientieren und herrliche Bögen entwickeln. „flora“ zeigt im zweiten Drittel erfrischendes Temperament, auch das Klavier darf mal loslegen, der Kontrabaß bremst die Tasten und das Drumset ein wenig ab. „flora“ ist wie „salbei“ wieder die pure Kontemplation, die Titel „on silent ways“ und „staring at the moon“ sprechen für sich. Bis knapp vor Schluß halten die vier brillanten Musiker den Ball in wunderbaren Spielzügen ganz flach, schenken Musik, die am besten in ganz stillen Räumen und dazu noch mit Kopfhörer inhaliert werden sollte – doch in der Schlußphase von „crane world“ (drittes Viertel) legen sie mächtig zu, holen weit aus und lassen in dem laut Display 6:01 Minuten langen Stück bei 4:30 ihre Musik ausklingen. Wer die Scheibe nicht im PC hört, wie ich das beim Arbeiten tue, wird sie nun aus dem Apparat nehmen – und verpassen, daß exakt bei 5:03 das Flügelhorn Lorenz Raabs und Volkhard Iglseders Klavier noch einmal in einen ganz kleinen Traumdialog eintreten – eine kostbare Minute. Das ist so ein albernes Gimmick, das ich – auch bei anderen Jazz-Produktionen kommt das vor – nie verstehen werde.
Frank Becker