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Er versucht seiner Musik, Gefühl zu verleihen, damit der Hörer daran teilhaben kann. Musik darf man nicht erklären, sagt Ulrich Drechsler. Auf seinem neuen Album „Daily Mysteries“ lebt der Wiener diese Philosophie aus. Als Jazzmusiker hat man es in Österreich nicht leicht. Der Mangel an Tradition führt zu einem Schubladen-Denken, in dem die Stilrichtung von der breiten Masse fast automatisch nur mit Free Jazz oder Dixieland assoziiert wird. Dies führt zu einer Barriere, die Drechsler auf seine Art überwinden will. „Ich überlege sehr gerne, wie ich die Menschen erreichen kann, die mit Jazz nichts zu tun haben.“ Deshalb wählt er für seine Produktionen vornehmlich ein Thema aus, um das sich dann seine Kompositionen ranken. Im aktuellen Fall sind es die „kleinen Alltagsdinge“, die Drechsler für seine Musik inspiriert haben. Eine Musik, die ruhig, fast beschaulich daherkommt. Klangwelten, die eine große Nähe zu Filmmusik haben. Dieses Bildhafte seiner musikalischen Sprache scheint zu einem Markenzeichen zu werden. „Diesen Vergleich mit Filmmusik höre ich sehr oft“, sagt Drechsler und erweckt dabei nicht den Anschein, als würde ihn das stören. Warum auch? Jede Form von Aufmerksamkeit ist gut. Oder, wie es der Musiker treffend formuliert: „In einem Land, wo meine Musik wenig gefördert wird, muss man sich sein Publikum selbst erarbeiten.“
Dafür hat dem Wiener seine Vergangenheit mit „Café Drechsler“ gute Dienste erwiesen. Auch wenn die Musik, die er jetzt macht, sehr weit vom Sound der trendigen Gruppe entfernt ist, hat sich sein Name bei Musikfreunden eingeprägt. Dieser „gewisse Bekanntheitsgrad“ habe ihm jedenfalls die eine oder andere Tür geöffnet. Warum hat er dann nicht mit Café Drechsler weitergespielt? “ Weil es an der Zeit war, meine eigene Musik zu machen“, kommt die Antwort postwendend.
Und Ulrich Drechsler liebt die Herausforderung. „Mit ruhigen Tönen das Publikum in den Bann zu ziehen“, ist so eine Herausforderung, der er sich nun mit „Daily Mysteries“ stellt. „Das Albumthema steht für die „kleinen Alltagsdinge, die mich jedes Mal aufs Neue faszinieren“. Beispiel: „Der Morgenkaffee schmeckt jedes Mal anders, obwohl ich ihn immer gleich zubereite. Das ist ein kleines Wunder.“ Was ist dann sein größtes Mysterium des Alltags? Drechsler: „Das ist mein kleiner Sohn. Er ist jetzt drei Jahre alt, kommt jeden Tag mit etwas Neuem daher und lernt permanent. Und ich lerne tagtäglich mit ihm mit.“

Reinhold Gruber – Oktober 2007

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