Salzburger Nachrichten

Ihr Studium an der Grazer Jazzuniversität hat Ángela Tröndle vor Kurzem abgeschlossen. Eine Glückwunschmail kam sogleich von der Abteilung für Gleichbehandlungsfragen. “ Da habe ich erfahren, dass ich als erste Frau in Graz meinen „Master“ in Jazzkomposition gemacht habe“, erzählt die 27-jahrige Salzburgerin mit Vergnügen.
Viel mehr als mit der Freude über akademische Weihen ist die Sängerin, Komponistin und Pianistin derzeit allerdings mit neuen Plänen beschäftigt. Vor wenigen Tagen ist ihr zweites Album „Eleven Electric Elephants“ erschienen (cracked anegg records), und im März fliegt Ángela Tröndle mit ihrer Band Mosaik nach Mexiko, um einige Konzerte zu spielen. Aber auch mit weiteren Gastspielen wird 2010 Neuland erkundet: Ángela Tröndle und Mosaik werden unter anderem bei Jazzfestivals in Kasachstan und Kirgisien auftreten. Das liegt daran, dass die Salzburgerin im Vorjahr in das staatliche Programm „The New Austrian Sound of Music“ aufgenommen wurde, das jungen österreichischen Künstlern Auftrittsmöglichkeiten in der ganzen Welt vermittelt. „Im Vorjahr haben wir bereits in Italien, Griechenland und anderen Ländern Europas gespielt“, sagt Tröndle.
Dass sie das Entdecken von Neuland reizt, ist auch ihrer Musik anzuhören. für ihr neues Album hat sie ihr Ensemble erweitert: In den Kompositionen trifft ihre Jazzband auf ein Streichquartett. „Ich wollte mich wieder einen Schritt weiter wagen“, erzählt Ángela Tröndle. Das Streichquartett sei „ein sehr familiärer Klang für mich – meine Eltern sind beide klassische Musiker“. Welche Einflüße in Tröndles experimentierlustigen, dabei aber stets kompakt ins Ohr gehenden Stücken Platz finden, sei für die Komponistin manchmal selbst eine Überraschung; „Was herauskommt, kann ich bewusst gar nicht beeinflussen. Ich interessiere mich für viele Musikrichtungen – und das fließt wieder in meine eigene Musik ein. Im Vorjahr habe ich für mich etwa Songwriter wie Jeff Buckley wiederentdeckt“.
Titel wie „The Tie of the Tiger“, „Balkonien“ oder „Herbst“ nach einem Rilke-Gedicht verraten es schon: Als Komponistin liebt Ángela Tröndle die Stilvielfalt. In einer Jazzwelt, in der längst alles erlaubt ist, wäre das noch nicht ungewöhnlich. Aber der Formation und ihrer Sängerin gelingt es mit Lockerheit, die einzelnen Sound-Puzzlesteine immer wieder zu überraschenden Klangbildern zusammenzufügen – und in „The Tie of the Tiger“ auch noch Zitate aus dem beinahe gleichnamigen „Rocky“-Song unterzubringen. Hörenswert!

Clemens Panagl – 18.02.2010

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