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Im deutschsprachigen Raum sind die Jazz-Talente nicht so dick gesät, dass man auch nur eines verpassen sollte. Im Falle der Österreicherin Maria Christina entginge einem zudem das Erlebnis einer Neuentdeckung. Die junge Musikerin und Komponistin hat sich erste Meriten in Jazz-Wettbewerben erworben und nach Studium in Graz und New York nun ihr erstes Album vorgelegt: moderner Jazz gemixt mit Zeitgenössisch-Klassischem, klar und ungezwungen, fern ausgetretener Klangpfade. Wegen genau dieser Ausrichtung und einiger Improvisationen ist die Neuerscheinung sicherlich nicht jedermanns Sache, doch wer den Schritt ins Ungewohnte wagt, wird belohnt. Enervierende Tonfolgen verbinden sich elegant mit eigenen Texten, die Vergängliches, Gegensätze und Kontraste thematisieren. Bei Khalil Gibran borgt Maria Christina die titelgebende Zeile – und vertont sie mit viel Einfühlsamkeit und Zartheit. Insgesamt malt sie elf Klangbilder: von zart getüpfelt bis berauschend-schwingend. Ihre sehr feine, klare Stimme gibt dem Ganzen einen fast sphärischen Anstrich. Fern und nah zugleich, doch warm und niemals fremd.
Unterstützt wird die Österreicherin von jungen Musikern der New Yorker Szene, die sich angenehm zurücknehmen, ohne dabei an Ausdruck, Akkuratesse und Spielfreude zu verlieren. Als special guest gibt sich Peter Eldridge von den New York Voices die Ehre. Auch Mentor Theo Bleckmann, bei dem Maria Christina studierte, intensivierte die Zusammenarbeit mit einem Gast-Auftritt und co-produzierte das Album.
Insgesamt: ein hörenswertes Debüt, das auf mehr hoffen lässt, ja dies geradezu verspricht. Tomorrow is today’s dream – das Morgen ist nur ein Traum, sagt Khalil Gibran. Wenn er Neues von dieser jungen Musikerin verspricht, hören wir gern zu.
Sabine Meinert – 22.07.2013