www.drehpunktkultur.at

Seitdem der schwäbische Saxophonist Ulrich Drechsler Ende des letzten Jahrzehnts über Graz nach Wien gezogen ist und dort im Kontrabassisten Oliver Steger seinen kongenialen Mitstreiter gefunden hat, vergeht kaum ein Jahr ohne ein neues Album, das seine Vielseitigkeit und sein Einfühlungsvermögen in verschiedenste Stile demonstriert.
Nachdem die international erfolgreiche Formation „Café Drechsler“ nun, wie es das Mastermind selber ausdrückt, „auf den Mond geschossen wurde, da es höchste Zeit war“, ist es nun, neben den hoch angesehenen traditionell besetzten Formationen (Trio mit Gitarrist Heimo Trixner und Quartett mit Pianist Tord Gustavson) dem neuen schlichtweg „Drechsler“ benannten Ensemble beschieden, das bewährte Kraftpaket aus modernem Club-Jazz, angereichert mit wohl dosierten Elementen aus HipHop, Drum’n’Bass und Latin, in neue Sphähren zu treiben.
Einen Vorgeschmack darauf lieferte das 2006er Album „Fortune Cookie“ – drehpunktkultur.at berichtete – zu dessen Promotion sich jetzt die Herren Drechsler, Steger, Mikula (drums) und DJ Zuzee – auch in die ARGE Nonntal begaben, um dort richtig einzuheizen. Allein das nass-kalte Wetter schien seinen Tribut zu fordern, gerade an die hundert Besucher wollten sich vom heimischen Ofen weg auf „Fernwärme“ durch Drechsler und Co. einlassen.
Dabei fällt es schwer, dem heißen Treiben der Truppe zu widerstehen. Das zunächst von manchem mit leichter Skepsis betrachtetet Zusammenspiel aus Sax und Plattenteller entwickelte schnell üppige Grooves und knackige Break-Beats. Von Steger und Mikula auf festem Boden gesetzt, enschlüpften dem Trichter Drechslers leichtfüßige Melodien, die in ihrer Eindringlichkeit echtes „Club-Feeling“ vermitteln. Daneben sorgt DJ Zuzee mit cleveren Vinyl-Exzerpten für erfrischende Facetten über das gewohnte Turntable-Maß hinaus und wo sich Drechsler für ein paar Augenblicke zurücknimmt, tritt Zuzee hervor und übernimmt das kompositorische Kommando. Nummern wie „Fortune Cookie“, „Pleasure Lover“ und „Bollywood“ strotzen geradezu von ansteckender Spielfreue und gehen direkt in den Bewegungsapparat.
Bleibt die Darbietung als bloßes Konzert betrachtet zwar nicht frei von Längen und Wiederholungen, sorgt sie als Gebrauchsmusik für einen perfekten Hintergrund um seiner Tanzfreude freien Lauf zu lassen und die musikalischen Glückskekse aus den Händen des perfekt harmonierenden Gespanns aufzufangen.

Oliver Baumann – Dezember 2007

0