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Böses hatte ich befürchtet, als ich hörte, dass Klemens Lendl (Geige) und David Müller (Gitarre) mit Blasmusik aufgerüstet haben. Doch alles ist gut, die Strottern, die auch schon mal mit der Jazzwerkstatt Wien zusammengearbeitet haben, sind die Alten geblieben.[39][44] Martin Eberle (Trompete, Flügelhorn) und Martin Ptak (Posaune, Harmonium) unterstützen die Neo-Wienerlieder mit ihrem Blech zwischen New Yorker Jazzclub und Wiener Beisl sensibel und verhalten und bieten für das Duo höchstens die Gelegenheit, mal ein paar neue Gassen zu erkunden. Sprechgesang und Understatement, Melancholie und Ironie, schwarzer Humor und Parodie – das sind die Eckpunkte, um die sich die eigenen und ergaunerten Texte drehen (lyrische Ergüsse von Daniel Glattauer, Peter Ahorner, Christian Tesak, Krimiautor Stefan Slupetzky, sowie eine Cover-Version von Ennio Morriccones „Tema d’Amore“), durchaus in typischer Wienerlied-Tradition, wenn auch mit modernen außerösterreichischen Ideen aufgepeppt. Es sind meistens Beziehungsdramen, ob nun der schüchterne U-Bahnkontrolleur, der nur träumt (Foascheinkontrolle, schwoazz foan woin olle, oba sie mein freulein diafn ollas bei mia), oder der verwirrte Verehrer (du losst mi knian und dabei steh i so auf di). Es wird sogar richtig versöhnlich: Und schließlich die Hoffnung, die stirbt ja zuletzt. Nur bled, wann i vorher stirb, zum Beispiel jetzt. Hab ich dann net sinnlos mei Leben verhofft, statt dass i’s gelebt hätt, dafia g’hörat i g’straft. Für all das wurde die Nummer 1 der jungen Wienerliedszene jüngst mit dem Deutschen Weltmusikpreis RUTH ausgezeichnet.
Tom Keller – 09.07.2012